Philippsburg hieß bis zum Jahr 1623 "Udenheim". Von 1371 bis 1723 war es die Residenz der Fürstbischöfe von Speyer. 1615 wurde “Udenheim” von Bischof Philipp von Sötern zur Festung ausgebaut - und dann schließlich 1623 in "Philippsburg" umbenannt.
1874 - die erste belegbare Kampagne
Das karnevalistische Brauchtum in der Stadt Philippsburg lässt sich erstmals für das Jahr 1874 schriftlich nachweisen. So wurden eine Mitgliederliste und ein Abrechnungsprotokoll der „1874er Carnevalsgesellschaft `Narhalla` Philippsburg“ gefunden. Diese Karnevalsgesellschaft hatte schon 129 Mitglieder, wie aus schriftlichen Mitgliederverzeichnissen und Beitragseinzugslisten zu ersehen ist. Die Aktiven der Ranzengarde zahlten damals 24 Kreuzer Beitrag, während die anderen aktiven Mitglieder 1,06 Gulden zahlen mussten. Auf Plakaten wurde die Bevölkerung aufgefordert, zu allen Veranstaltungen der Karnevalsgesellschaft Humor, Stimmung, Hunger und Durst mitzubringen. Höhepunkt der närrischen Tage bildete in jener Zeit der Rosenmontagsumzug, der mit lauten Böllerschüssen angekündigt wurde. Um 12.00 Uhr spielte die Stadtkapelle zur Wachtparade auf dem Marktplatz. Dann zog die Ranzengarde in ihren blau-weißen Uniformen zum Exerzieren auf. Der “Große Philippsburger Maskenzug” begann um 13.00 Uhr. Um 14.00 Uhr erschien Prinz Carneval mit seinem Hofstaat und Gefolge auf dem Marktplatz und nahm auf einer eigens hergerichteten Tribüne Platz, wo eine „Ziviltrauung“ des Prinzen Carneval stattfand.
Ab 1949 wird wieder Fasnacht gefeiert
Während des 2.Weltkrieges gab es keine Fastnacht in Philippsburg. Ein wichtiges Datum für die Karnevalsgesellschaft ist der 17.1.1949. Verschiedene Bürger trafen sich nämlich, um die Fastnacht und den Fastnachtsumzug wieder zu beleben. Hermann Siegel wurde zum Vorsitzenden des hohen Elferrates bestimmt. Dieser erste Nachkriegs-Elferrat bestand aus Fritz Belz, Heinrich Belz, Ludwig Bischoff, Fridolin Ellermann, Hermann Grill, Willi Hartmann, Hermann Heiler, Waldemar Herrmann, Karl Steinel und Willi Willmann. Wendelin Walter wurde zum ersten Herrscher über das Philippsburger Narrenreich gewählt. Er war der erste Prinz Philipp. Eine Garde gab es auch schon. Als erste Kommandeuse waltete Margarethe Belz. Weitere Kommandeusen oder Kommandeure waren: Dina Simon, Helga und Adalbert Mernyak, Elfy und Manfred Herd, Ursula Kunzmann, Karl-Heinz Kerner, Ursula Friedrich, Peter Schlegel und Stefan Haas. Die Wiederbelebung der bodenständigen Fasenacht gelang 1949 auf Anhieb. Hermann Siegel führte über ein Jahrzehnt Regie in der Karnevalsgesellschaft und war der Motor im karnevalistischen Leben und Treiben. Nach seinem Ausscheiden wurde er zum Ehrensenator und Ehrenpräsidenten ernannt.
Nachfolger im Präsidentenamt war Hans Wehrle.1959 führte man zur Entlastung des Präsidenten das Amt des Sitzungspräsidenten ein, das als erster Wolfgang Belz übernahm. 1967 übernahm Ernst Belz dann die Präsidentschaft. Inzwischen fungierte Josef M. Fieser als Sitzungspräsident, der in den folgenden Kampagnen die Prunksitzungen mit Bravour meisterte. 1977 führte Kornel Riehl die Narhalla als Präsident und übernahm 1978 auch das Amt des Sitzungspräsidenten. Als Vizepräsidenten amtierten in seiner Präsidentenzeit: Otto Günther, Adelbert Mernyak, Siegmar Wölk und Claus Pröger. 1989 wurde Karl-Heinz Kerner zum Präsidenten gewählt und zum Sitzungspräsidenten Werner Schreier. Vizepräsident wurde nach Claus Pröger Manfred Herd und danach Peter Brecht.
Der Ehrenabend wird eingeführt
Veranstaltungsstätten der Karnevalsgesellschaft waren anfangs das Gasthaus zum Einhorn und später die Philippsburger Festhalle, in der heute noch die Veranstaltungen stattfinden. Die Prunksitzungen hatten bald weit über die Grenzen des Bruhrain hinaus einen klangvollen Namen. Ab 1969 wurde ein Ehrenabend mit alljährlicher Trommlerpreisverleihung an verdiente Fasenachter eingeführt. Den 1. Trommlerpreis erhielt Georg Fleischmann aus Speyer, der damals Präsident der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalsvereine und Vizepräsident des Bundes Deutscher Karneval war. 2015 wurde der 47.Trommler an die „Tellplatzlerchen“ aus Ötigheim verliehen. Viele auswärtige Büttenredner und Gruppen traten in Philippsburg beim Ehrenabend auf und erhielten für ihre Leistungen um die Fastnacht den Hermann-Siegel-Gedächtnis-Preis „Trommler von Philippsburg“. Diese Trommlerfigur ist eine mythische Gestalt aus der Festungszeit Philippsburgs. Die Holzfigur ist immer ein Original, da sie handgeschnitzt ist. Viele Fastnachtsgrößen aus den Fastnachtshochburgen Mainz, Köln, Mannheim, aus Franken, Nordbaden und der Pfalz haben den „Trommler“ erhalten. Hier einige Trommlerpreisträger: Musikprofessor Dr. Werner Beidinger, der „Groiner“ Kurt Wilhelm, die Weinheimer Blütensänger, die Finther Schoppesänger, das Stockemer Narrengericht, die Offenburger Hexen, die Mainzer Hofsänger, Dr. Markus Weber („Fräulein Baumann“) und Michl Müller („Dreggsag“). Sie erfreuten die Philippsburger mit ihren sagenhaften Vorträgen und Inszenierungen.
Der Umzug
Der Rosenmontagsumzug wurde verlegt auf den Fastnachtsamstag. Als Philippsburg Garnisonsstandort der Bundeswehr wurde, kam es zusätzlich zur Erstürmung des Rathauses auch zur närrischen Machtergreifung in der Kaserne und zur Absetzung der Kommandeure in der „Salmkaserne“. Später erstürmte man die Kaserne am Schmutzigen Donnerstag. Die letzte Kasernenerstürmung fand 1997 statt, weil die Salmkaserne in diesem Jahr geschlossen wurde. Die Umzüge am Fastnachtssamstag erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. 2015 zog der 66. Umzug durch die Straßen Philippsburgs. Dieser wohl größte und ereignisreichste Tag für den Prinzen Philipp beginnt mit seiner Abholung zu Hause, setzt sich fort mit der Erstürmung des Rathauses, der Absetzung des Bürgermeisters und des sich daran anschließenden Schlachtfestes des VdK in der Festhalle. Der Gaudiwurm mit ca. 60 teilnehmenden Gruppen und Wagen zieht dann ab 14.11 Uhr durch die Innenstadt. Alle Teilnehmer werden dann nach Umzugsende und mit Preisgeldern prämiert.
Die heutigen Veranstaltungen der Narhalla
Zu den Veranstaltungen der KaGe zählen heute die Prinzeninthronisation am 11.11., der Gardeball in der Bruhrainhalle Huttenheim, der Ehrenabend mit Trommlerpreisverleihung, der närrische Frühschoppen, die VdK-Sitzung, der Schlumpelball am Schmutzigen Donnerstag, der Umzug mit Erstürmung des Rathauses, die Kinderfastnacht am Fastnachtssonntag und die Fastnachtsverbrennung um 24.00 Uhr an Fastnachtdienstag auf dem Marktplatz.
Bütt und Lied bei der KaGe
Philippsburg hatte auch eigene Gewächse wie z.B. Robert Bühler, Renate Siegel (Till Eulenspiegel), Dr. Werner Beyer (Bajazz), Otto Günther (Ausscheller), Hans Werle (Meckerer), Ernst Belz und Gerhard Schleicher (§ 51), die “Moritatensänger” Adalbert Mernyak, Elmar Geißler, Bernhard Trost, Peter Becker, Leomax Schmid, Peter Sommer, Horst Gänßmantel, “die Belzenickels”, die “Kleinen Vier”, das “Belz-Bube-Trio”, Paula Pelz, Irmgard Schreier, Irmgard Odenwald, Alexandra Blum, Claudia Pröger, Axel Heft und Ulli Pfitzenmeier (“Promenadehocker“) gehörten dazu. Sie begeisterten ihr Publikum mit Neuigkeiten aus Philippsburg. Die Rolle eines “ Ausschellers” nimmt heute Klaus Umstadt wahr, der unter dem Namen “K.U. geht durch die Stadt” Lokales auf die Schippe nimmt. Die Sitzungen der Narhalla werden außerdem mit närrischen Liedvorträge des Vereinsmusikus Karl-Heinz Bög und von Ingrid Fuhs bereichert. Neben den altbewährten Liedvorträgen aus alten Zeiten wie das “Feuergrabenlied” singt man heutzutage “Ole, ole, die Fasenacht”, “Eemol im Johr”, “So ein Mann”, “Kopfwehlied”, “Tingeltangelshow”, “Die Karawane zieht weiter, der Prinz, der hot Dorscht”. Für jeden neuen Prinzen Philipp kreiert „Charly“ Bög Jahr für Jahr ein neues Prinzenlied, das die Persönlichkeit des Prinzen widerspiegelt.
Frauen kommen in den Elferrat
Bis zum Jahr 2004 war der Elferrat der Narhalla ein reiner Männerclub. Damals öffnete man sich jedoch dem weiblichen Teil der Bevölkerung und nahm auch Frauen in den Elferrat auf. Dies führte zur Belebung und Auffrischung des Elferrates. Auch wurde zum ersten Mal mit Martina Kerner eine Frau zur Präsidentin der KaGe Narhalla gewählt. Nach wie vor gibt es aber in der Philippsburger Fastnacht nur einen Prinzen Philipp, der begleitet wird von 2 weiblichen Pagen.
Freundschaft mit den Philippsburger Ortsvereinen
Die KaGe Narhalla pflegt zu vielen anderen Philippsburger Vereinen ein gutes und freundschaftliches Verhältnis. So oft es möglich ist, werden die Veranstaltungen anderer Vereine in Philippsburg besucht. Der TVP bewirtet bei den Sitzungen am 11.11. und beim Ehrenabend die Gäste der Narhalla. Die Badner Schalmeien spielen bei unseren Sitzungen, wir nehmen gerne an ihren Festen teil. Der Umzug findet seit einigen Jahren seinen Abschluss nicht mehr in der Festhalle sondern in und an der Sommerhalle des SVP. Vor dem Umzug genießen die Philippsburger die Schlachtplatten des VdK in der Festhalle. Während des Umzuges am Fastnachtssamstag bauen verschiedene Philippsburger Vereine Stände auf. Der Schützenverein schießt Jahr für Jahr die Rathausfestung Übergabe reif. Die Narhalla beteiligt sich am Vereinsschießen des Schützenvereins. Die Freie Narrenzunft „Geese“ und die Rheinsheimer „Stockriewer“ besuchen die Veranstaltungen der Narhalla und umgekehrt besuchen Elferratsmitglieder und Exprinzen die Feste der „Geeser“ und „Stockriewer“. Der Elferrat fährt auch zu befreundeten Karnevalsgesellschaften in der näheren und weiteren Umgebung.
Fastnacht wandelt sich
In den Jahren seit 1949 hat sich die Fastnacht in Philippsburg gewandelt. Viele Menschen brauchen die Fastnacht und das fastnachtliche Treiben. Dies wird immer bleiben. Der Fastnacht, dem Karneval oder dem Fasching fühlt sich die KaGe Narhalla in erster Linie verpflichtet. Wir sind bemüht, das fastnachtliche Brauchtum zu pflegen - auch im Wandel der Zeiten. Wir wollen den Mitmenschen Witz und Humor, Freude und Frohsinn vermitteln. Die KaGe Narhalla Philippsburg ist dabei auf einem guten Weg auf ihrer Reise durch die Zeiten. Dank und Anerkennung gilt den Gründern unserer Gesellschaft und auch allen heutigen Aktiven, dem Elferrat, den Trainerinnen, den Garden, den Exprinzen, den Mitgliedern der Narhalla, den Ehrensenatoren und den Sponsoren.
Die Präsidenten der Narhalla:
Hermann Siegel | 1949 – 1959 |
Hans Werle | 1959 – 1965 |
Hermann Pelz | 1965 – 1967 |
Ernst Belz | 1967 – 1977 |
Kornel Riehl | 1977 – 1988 |
Karl-Heinz Kerner | 1988 – 2004 |
Martina Kerner | 2004 - 2014 |
Peter Brecht | 2015 - 2017 |
Harald Weis | 2017 - |